Thursday, January 25, 2007

Skifahren in Kalifornien

Wenn man an Kalifornien denkt, denkt man automatisch an Sonne, Strand und Meer. Kalifornien hat jedoch noch eine andere Seite: Schnee!
Heute bin ich sehr früh aufgestanden, um mit Josh in eines der ca. zwei Stunden entfernten Skigebiete zu fahren. Nachdem man erst einmal den Großraum LA hinter sich gelassen hat, gelangt man über den Highway 18 in die San Bernardino Mountains. Über die extrem kurvenreiche Strasse legen wir die ca. 2000 Höhenmeter zurück und gelangen so in das auf einer Höhe von 7500 feet (2300 Meter) gelegene Städtchen Big Bear Lake.
Hier befinden sich die beiden Skigebiete Big Bear Mountain und Snow Summit. Die Lifte bringen einen immerhin auf 8200 bzw. 8800 feet (2500 bzw. 2700 Meter). Die Pisten sind in einem sehr guten Zustand, was hauptsächlich darauf zurückzuführen ist, dass nach eigenen Angaben des Betreibers 95 Prozent des Schnees "man-made", also durch Schneekanonen gemacht, sind.
In typisch amerikanischem Stil ist hier alles sehr gut organisiert: So gehen wir zunächst zum Skiverleih, wo ich mir für 27 $ eine komplette Skiausrüstung leihe (für 37 $ bekommt man sogar sogenannte High Performance Demos, also die neueste Ausrüstung, die es derzeit auf dem Markt gibt).
Anders als in Deutschland geht man hier zunächst zur Kasse, um zu bezahlen, und wandert dann weiter von Station zu Station, wo man nach und nach Ski, Schuhe und Stöcke bekommt. Praktischerweise kann man hier auch gleich ein Liftticket kaufen und seine Schuhe in einem Schließfach einschließen.
Die Lifttickets sind mit 49 $ pro Tag unter der Woche und 69 $ am Wochenende noch einigermaßen erträglich, bin ich aus Colorado doch ganz andere Preise gewöhnt. Auch kann man das Tagesticket bis 13 Uhr zurückgeben und bekommt dann einen Gutschein über 15 $ zurück, den man für den Kauf des nächsten Tickets einsetzen kann.
Da wir uns heute bereits sehr früh auf den Weg gemacht haben, stehen wir auch bereits um 9 Uhr auf der Piste. Bei strahlend blauem Himmel und warmen Temperaturen macht es richtig Spaß, das erste mal für diese Saison wieder auf den Brettern zu stehen.
Mittags wurde der Schnee dann leider etwas matschig, so dass auch wir uns dazu entschließen, unsere Tickets zurückzugeben. Nach einem Weizenbier auf einer der Skihütten, machen wir uns auf den Weg zurück. Da man hier noch bis Ende März unter besten Konditionen Skifahren kann, werden wir sicher jedoch nicht das letzte mal hier gewesen sein.

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Sunday, January 07, 2007

OC Marathon 2007

7.25 Uhr / Meile 0

Zusammen mit ca. 13.000 anderen Läufern stehe ich am Start zum OC Marathon, einem jährlich in Irvine und Newport Beach stattfindenden Event. In wenigen Minuten geht es los: ich werde meinen ersten Halb-Marathon antreten und hoffentlich auch beenden können. Es herrscht eine professionelle Atmosphäre, überall stehen Stände der Sponsoren und auch um diese Uhrzeit sind bereits zahlreiche Zuschauer an der Strecke. Aus den Lautsprechern peitscht der Moderator die Stimmung noch einmal richtig an. Es ist bestes Wetter, keine Wolke ist am Himmel zu sehen und eigentlich ist es selbst für Kalifornien viel zu warm für diese Jahreszeit. Da es früh am Morgen ist, ist die Temperatur noch sehr angenehm, jedoch wird das Thermometer im Laufe des Tages noch über 30 Grad Celsius steigen.


7.28 Uhr / Meile 0

Plötzlich verstummt der Moderator und aus den Lautsprechern ertönt die amerikanische Nationalhymne, während am Horizont die Sonne langsam aufgeht. Mir läuft ein Schauer den Rücken herunter und nun wird mir langsam bewusst, dass vor mir eine Strecke von 13 Meilen (ca. 21 km) liegt. Zwar war ich in den letzten Monaten immer wieder laufen, jedoch war ich dann am Ende doch nicht so diszipliniert, wie ich es mir eigentlich vorgenommen hatte und habe nur noch unregelmäßig trainiert. Meine größte Trainingsdistanz die ich bis dahin zurückgelegt habe, waren somit auch gerade mal 8 Meilen – 5 Meilen weniger, als die Distanz, die heute vor mir stand. Hinzu kommt, dass ich mir bei einem Lauf vor ca. einem Monat eine Verletzung zugezogen habe, die ich seitdem nicht mehr richtig wegbekommen habe. Bei meinem letzten Testlauf vor einer Woche, hatte ich beim Laufen vom Beginn an Schmerzen.


7.30 Uhr / Meile 0

Als der Startschuss fällt geht es los. Naja, noch nicht so ganz. Bis sich 13.000 Läufer in Bewegung gesetzt haben, vergeht erst einmal einige Zeit und so erreiche ich auch erst nach ca. 90 Sekunden den eigentlichen Startpunkt.
Um dieser Tatsache Rechnung zu tragen, trägt jeder Läufer einen Chip an seinen Schuhen, der beim Überschreiten der Start- und Ziellinie registriert wird, so dass am Ende des Laufes die exakte Zeit jedes einzelnen Läufers ermittelt werden kann. Zudem sind auch an weiteren Punkten Messstationen eingerichtet, so dass kein Läufer eine Abkürzung nehmen kann. Schließlich laufen mit uns auch die Läufer für die volle Marathon-Distanz, unter ihnen auch einige der weltbesten Läufer.


Meile 6 (ca. 10 km)

Das Rennen verläuft gut. Knie und Füße spielen gut mit. Bisher keinerlei Schmerzen zu verzeichnen. Konditionsmäßig ist alles in Ordnung. Nach wie vor ist das Feld jedoch noch sehr dicht beieinander und man muss aufpassen, dass man nicht mit anderen Läufern kollidiert. Bislang habe ich mich hinter einer Gruppe von 3 Frauen gehalten, die parallel nebeneinander gelaufen sind und mir somit nach vorne die Bahn freigehalten haben. Da mir diese jedoch nun zu langsam werden, hänge ich mich von hieran an eine andere Gruppe.
Immer wieder kommt man an Stationen vorbei, wo einem Wasser oder Mineraldrinks gereicht werden, die man im Laufen zu sich zu nehmen versucht. Auch stehen überall Einsatzwagen und Hilfskräfte von Polizei, Feuerwehr und freiwilligen Helfern, die die Strassen absperren. Notärzte sind in regelmäßigen Abständen positioniert. Bereits hier haben zahlreiche Läufer angefangen nur noch zu gehen und legen in regelmäßigen Abständen sogar Pausen ein. Vor den aufgestellten Toiletten bilden sich die ersten Schlangen.


Meile 7 (ca. 11 km)

Ok, bis hierher ging es soweit ganz gut. Etwas mehr als die Hälfte der Renndistanz habe ich geschafft. An Meile 7 stehen Lisa und die Freundin von Anson, der ersatzweise für Lisa eingesprungen ist und unter ihrer Nummer läuft, und feuern uns an. Zwar wollte ich mich eigentlich bereits am Start mit Anson treffen, bei der großen Anzahl der Läufer haben wir uns dann jedoch leider irgendwie verpasst. Auch meine Zeit ist nach wie vor gar nicht so schlecht; soweit bin ich einen Schnitt von unter 10 Minuten pro Meile gelaufen.


Meile 9 (ca. 14 km)

9 Meilen liegen hinter mir. Noch nie zuvor bin ich in meinem Leben eine solch lange Distanz an einem Stück gelaufen, zudem noch ohne bisher eine Pause zu machen oder ein paar Schritte zu gehen. So langsam beginne ich daran zu glauben, dass ich den Halb-Marathon tatsächlich beenden kann.


Meile 10 (ca. 16 km)

Die Schmerzen beginnen! Zunächst im rechten Fuß, dann im linken Knie, dann wieder zurück. Die größte Herausforderung bei einem Halb-Marathon ist Kopfsache, habe ich mir sagen lassen. So spielt auch bei mir die Kondition bisher sehr gut mit. Viel mehr muss ich mich nun auf die Beendigung des Rennens konzentrieren und versuchen, die Schmerzen zu verdrängen. Das Problem dabei ist jedoch, dass jeder einzelne Schritt einen unsanft wieder daran erinnert.


Meile 11 (ca. 18 km)

Noch 2 Meilen! Noch 2 Meilen! Ich mache mittlerweile ganz konzentrierte Atemübungen, um mich ein wenig von meinen Schmerzen abzulenken. Als ich eine weitere Station erreiche, wo einem ein Energy-Gel und Wasser gereicht wird, bin ich über froh. Während ich in der einen Hand den Becher mit Wasser vorsichtig halte, um auch keinen Tropfen zu verschütten, beschäftige ich mich die folgenden Meter damit, das Gel aus der Tube in meinen Mund zu drücken. Es ist furchtbar süß und schmeck nicht sonderlich gut, jedoch beschäftigt es mich mal wieder eine Weile. Als ich die Tube leer gedrückt habe, werfe ich sie an den Straßenrand und spüle meinen Mund mit dem Wasser aus, bevor ich ein paar Schlucke trinke. Die letzten Tropfen nutze ich, um mir meine klebrigen Finger ein wenig abzuwaschen. Die wenigen Tropfen reichen natürlich bei weitem nicht und die immer noch klebrigen Hände wische ich mir an meinem T-Shirt ab. Egal: Ich will nur noch ankommen!


Meile 12 (ca. 19 km)

Durchhalten. Schritt. Durchhalten. Schritt. Durchhalten. Schritt. Die letzte Wasserstation vor dem Ziel ist erreicht und zum ersten Mal seit dem Start halte ich an, um im Gehen mein Wasser zu trinken. Nun will ich nur noch ankommen. Meine Zeit ist mir egal. Mittlerweile gibt es viele Läufer, die nur noch langsam gehen, um sich so ins Ziel zu retten.
Als ich die bei Meile 6 erwähnten 3 Frauen erblicke, die an mir vorbei laufen, nehme auch ich wieder eine schnellere Geschwindigkeit auf. Kurz vor dem Ziel sind die Schmerzen jedoch so groß, dass ich bereits beim Anblick des letzten Hügels (in Form einer Brücke über einen Highway) beschließe diesen hinauf zu gehen, um dabei nochmals Reserven zu mobilisieren. Oben angekommen habe ich mich ein wenig erholt, schaffe es den Hügel hinunter und sehe in einiger Entfernung das Chrysler Gebäude, wo sich das Ziel befindet. Nun stehen auch bereits am Straßenrand eng gedrängt viele Zuschauer, die die Läufer lautstark anfeuern. Von alle dem bekommt man als Läufer jedoch nur noch erstaunlich wenig mit.
Die letzte Kurve und dann bin ich im Ziel. Überall stehen Helfer herum und reichem einem irgendwelche Getränke, Decken und Essen. Auch ich habe Hunger, oder vielmehr Lust auf Süßes. Innerhalb weniger Minuten stopfe ich 2 Donuts, ein Snickers, 2 Orangen und eine Banane in mich rein; dazu jede Menge Wasser. Meine Beine beginne ich sofort mit einem Beutel voll Eis zu kühlen.


9.45 Uhr / Meile 13,1 (ca. 21 km)

Ich habe es geschafft! Hinter mir liegen 13 Meilen (ca. 21 km) und eine weitere tolle Erfahrung in meinem Leben. Meine Zeit: 2 Stunden 13 Minuten - für meinen ersten Lauf ganz beachtlich.
Es war eine Herausforderung, die ich angenommen und die ich bewältigt habe. Ich muss jedoch zugeben, dass sie mir auch meine Grenzen aufgezeigt hat.
Dass ein (Halb-) Marathon nicht zu unterschätzen ist, zeigt sich leider nochmals deutlich am nächsten Tag, wo ich in der Zeitung lese, dass einer der Marathon-Läufer nach dem erfolgreichen Einlaufen ins Ziel zusammengebrochen und verstorben ist.

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Wednesday, January 03, 2007

Merry Christmas and a Happy New Year (bei bis zu 30 Grad Celsius)

Weihnachten und Silvester sind dieses Jahr bei mir etwas anders ausgefallen als sonst. Bedingt durch den typischen Santa Ana Wind, war es hier erstaunlich warm. Die Temperaturen sind dabei tagsüber teilweise auf bis zu 30 Grad geklettert, was selbst für Kalifornien in dieser Jahreszeit ungewöhnlich ist. Nichts hat deshalb an Dezember oder Weihnachten erinnert (außer die typisch überdimensionierte amerikanische Weihnachtsbeleuchtung an vielen Häusern), was mir ganz recht war, da ich seit langem kein Freund mehr von Weihnachten bin.
Da mich meine Mitbewohnerin hier kurzfristig alleine gelassen und es vorgezogen hat, nach Thailand zu fliegen, habe ich ersatzweise einen guten Freund aus Colorado eingeladen. Ersatzweise ist dabei nicht richtig, schließlich ist Douglas einer meiner besten Freunde hier in den USA. Wir kennen uns seit 1998, wo ich in Colorado studiert habe und er damals einer meiner 3 Mitbewohner war. Später hat er dann 2 Jahre in Saarbrücken studiert, wobei wir uns fast jeden Tag gesehen und so einiges zusammen erlebt haben.
Mit dem Flug von Douglas von Denver nach Santa Ana hatten wir dabei enormes Glück. Als ich Douglas am 24. Dezember am Flughafen abgeholt habe, ist der Flughafen in Denver gerade mal wieder einen Tag regulär geöffnet. Tage zuvor hatte es in Colorado noch so heftig geschneit, dass der internationale Flughafen von Denver für 48 Stunden geschlossen werden musste. Einige Tage später kam es erneut zu einem Schneesturm in Colorado, wobei Douglas glücklich darüber war, im warmen Kalifornien zu sein.
In den 10 Tagen in denen er hier war, haben wir zusammen sehr viel unternommen. Ich habe ihm die Umgebung gezeigt, wir sind nach Newport Beach, Huntington Beach und Laguna Beach gefahren und haben dort viele Bars und Restaurants kennen gelernt. Auch habe ich mit ihm endlich einmal den Phoenix Club in Anaheim besucht, einem deutschen Verein mit angeschlossenem Restaurant, das innen tatsächlich so aussieht, als wäre man gerade in einer Kneipe in Deutschland.
Auf unserem Programm stand auch ein Besuch des Getty Centers in LA, Venice Beach und Malibu Beach sowie ein Kurztrip nach Las Vegas. Daneben haben wir jeden Abend von unserem Swimmingpool und Whirlpool Gebrauch gemacht und zusammen gekocht. Wir hatten wirklich ein paar sehr schöne Tage und ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Besuch.
In diesem Sinne wünsche ich allen noch ein gutes, gesundes und erfolgreiches Jahr 2007!

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