Schade Deutschland, dass Du es mir nun doch so leicht machst ...
Heute wurde in den Nachrichten folgende Nachricht verkündet: "Der seit Wochen im bayerisch-österreichischen Grenzgebiet umherstreunende Bär ("Bruno") wurde am frühen Montagmorgen in der Nähe des Spitzingseegebiets im Landkreis Miesbach erschossen. Der junge Bär aus dem italienischen Trentino wurde gegen 4.50 Uhr in der Nähe der Rotwand erlegt. Der erste Schuss auf das Tier aus rund 150 Meter Entfernung sei tödlich gewesen. Zum verwendeten Kaliber und zur Identität des Schützen wurden keine Angaben gemacht."
Nachdem Deutschland sich in den letzten Wochen vor meiner Abreise von seiner besten Seite gezeigt hat, kommt heute eine Nachricht, die mich daran erinnert, warum ich schon immer aus Deutschland in die USA auswandern wollte.
Nun aber der Reihe nach: Deutschland ist Gastgeber der Fussball-Weltmeisterschaft 2006 und die Stimmung in Deutschland ist einfach toll. Die deutsche Nationalmannschaft
spielt klasse und was noch wichtiger ist - die Bilder, die von Deutschland aus in die ganze Welt gehen sind einfach toll für das bisher eher negative Image Deutschlands! Deutschland zeigt sich der Welt als ein Land, wie viele Nationen es bisher noch nicht gekannt haben: Deutschland ist gastfreundlich, fröhlich und das Wetter ist schön. Das von Werbern erfundene Motto wird von einem Land und seinen Bewohnern mit Inhalt gefüllt: "Die Welt zu Gast bei Freunden".
Bilder gehen um die Welt, die mich stolz machen, dass ich hier geboren bin. Vergessen die Zeiten, wo ich vor verschlossenen Türen stand und mir dahinter jemand grinsend zu verstehen gegeben hat, dass der Laden bereits um 6:00 Uhr schließt (und es war erst fünf Minuten vor sechs). Vergessen die Zeit, wo ich in einem Geschäft mit einem freundlichen "Entschuldigung" nach einem Artikel gefragt habe, dann eine brummige Antwort bekommen habe, dass ich mal "in dem letzten Gang auf der rechten Seite" schauen sollte - wo ich natürlich nichts fand ... . Wie sehr habe ich damals die USA beneidet, wo die Geschäfte teilweise 24 Stunden geöffnet haben ... .
Ok, man wirft den Amerikanern häufig vor, dass sie oberflächlich seien ... So what? Mir ist eine amerikanische Verkäuferin immer noch lieber, die sich nach meinem Befinden erkundigt, mit mir dadurch ins Gespräch kommt, mir gut gelaunt meine Einkäufe einpackt und gegebenenfalls dann sogar noch zum Auto bringt, als eine schlecht gelaunte deutsche Verkäuferin, die mir gleich beim Betreten des Ladens zu verstehen gibt, dass ich ihr nur Mühen mache, mich noch nicht einmal begrüßt und wenn ich mal eine Frage habe, meistens bei ihren Kolleginnen steht und sich über ihr vergangenes Wochenende unterhält. Was ich nie verstanden habe ist, dass die amerikanische Verkäuferin auch noch ein vielfaches weniger verdient, als ihre deutsche Kollegin ...
Was aber nun mit dem Abschuss von Bruno (dem Bären) geschehen ist, zeigt mir mal wieder deutlich die Mentalität der Deutschen. In den USA habe ich es stets genossen, mich in der Natur aufzuhalten. Die Amerikaner verstehen es, dass die Natur ein Teil von uns ist, uns viel zu bieten hat (z.B. in Form von Freizeitwert) und umgekehrt muss man aber auch damit leben, dass Natur auch Natur bedeutet - mit all seinen Bewohnern.
Bereits als ich mit 16 Jahren das erste mal in Colorado war, wurde mir beigebracht, dass in einem Wald auch Bären und Wölfe unterwegs sind und dass man sich dementsprechend zu verhalten hat. Nur in Deutschland stellt leider ein Bär eine so große Bedrohung dar, dass man ihn sofort abschießen muss, um den sterilen Zustand einer so genannten Kulturlandschaft zu erhalten.
Dass die Bürgermeister der umliegenden Ortschaften nun darum streiten, wer den Kadaver des Tieres erhält, um ihn als Touristenattraktion ausstopfen zu lassen, macht mich traurig. Nicht nur weil ich seit Jahren die Initiative "Bärensache - Ehrensache" der Stiftung Europäisches Naturerbe, die sich um die Wiederansiedelung von Bären kümmert, mit einer Bärenpatenschaft unterstütze. Nicht nur weil ich schon immer eine besondere Verbundenheit zu Bären empfunden habe - nicht zuletzt weil mein Name "Björn" aus dem schwedischen kommt und übersetzt "Bär" bedeutet. Nein, weil Deutschland für mich damit wieder einmal bewiesen hat, dass es von engstirnigen Beamten und Politikern regiert wird.
Armer Bär! Noch ärmeres Deutschland!
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