Eigentlich wollte ich einen Tag später fahren und mich mit meinem alten Freund Tobi in San Francisco treffen. Dann bekam ich jedoch eine Nachricht von einem anderen Freund, den ich schon länger nicht mehr gesprochen hatte. Ben war vor 9 Jahren einer meiner Mitbewohner, als ich in Colorado studiert habe. Seither haben wir immer mal wieder Kontakt gehabt und uns in Deutschland oder zuletzt im Januar in New York getroffen. Nun hatte er mich mit seiner Nachricht daran erinnert, dass auch er vor einiger Zeit umgezogen war und nun in San Francisco lebte.
Also beschloss ich kurzfristig mich am darauf folgenden Tag mit ihm abends zu treffen, bevor ich dann die Strassen von San Francisco mit Tobi unsicher machen wollte. Die Fahrt von Irvine nach San Francisco dauert ca. 7 Stunden. Das schlimmste Stück ist dabei die Strecke durch Los Angeles. Egal zu welcher Tageszeit man durch LA fährt, es ist immer irgendwo gerade ein Stau und so dauert es immer eine Weile, bis man aus dem Süden über den Interstate 5 durch die Stadt gefahren ist.
Lässt man LA erst einmal hinter sich, wird der Interstate weniger befahren und die Fahrt wird teilweise sehr langweilig. Die meiste Zeit führt die Strecke durch flaches Land ohne große Vegetation und ohne dass viel zu sehen wäre. Eines der Highlights die man auf dem Weg entdeckt, ist eine Rinderfarm an der man einige Zeit entlang fährt mit tausenden von Tieren oder auch die Windräder-Felder, mit hunderten von Stromgeneratoren, die man vom Interstate 580 kurz vor Oakland entdeckt. Daneben ist alles sehr öde und da ich ja abends verabredet bin, mache ich auch nur einen kurzen Stopp, um zu tanken und fahre ansonsten die Strecke durch.
Kurz vor 17.00 Uhr erreiche ich die Oakland Bay Bridge, die die Verbindung von Oakland nach San Francisco darstellt.
Das Holiday Inn San Francisco Civic Center, in dem wir uns eingemietet haben, ist recht günstig und dennoch sehr zentral gelegen, so dass wir von hier das meiste zu Fuß erreichen können. An meinem ersten Abend in San Francisco treffe ich mich also mit Ben und wir ziehen durch einige Restaurants und Bars und quatschen über die alten Zeiten. Es ist toll, Ben mal wieder zu sehen uns es macht Spaß, mit einem "Local" in San Francisco um die Häuser zu ziehen. Zwar war ich bereits einige Male in San Francisco, jedoch ist es nochmals etwas anderes in die Stadt und das Nachtleben nicht als Tourist einzutauchen.
San Francisco, mit ca. 750.000 Einwohnern die viertgrößte Stadt Kaliforniens, liegt auf einer Halbinsel, welche im Osten von einer Bucht und im Westen vom Pazifik begrenzt wird.
San Francisco ist dabei ganz anders als Los Angeles oder Orange County. Während die Gegend, in der ich nun wohne, sehr weitläufig ist und man alles gezielt mit dem Auto anfahren muss, gibt es in San Francisco noch eigene kleine Stadtviertel und ein Leben unter Nachbarn. So grüßen sich die Bewohner der typischen San Francisco Häuser auch noch untereinander, in den Straßen gibt es kleine Corner Shops, Cafes und Kneipen. Das Nachtleben in San Francisco ist schon beeindruckend und ich könnte mir durchaus vorstellen auch hier einmal zu leben. Die Menschen sind freundlich, offen und von ihrer Art eher europäisch. Als ich hier so unterwegs bin, wird mir plötzlich bewusst, wie sehr mir diese Lebensart gefehlt hat, seit ich aus Deutschland weg bin.
Am nächsten Tag fahre ich von San Francisco Richtung Sacramento, um Tobi abzuholen. Mein Weg führt mich über die Golden Gate Bridge, vorbei an San San Quentin (dem berühmten Staatsgefängnis) und über die San Rafael Bridge. Zwar wäre der kleine Umweg nicht nötig, jedoch habe ich es mir zur Angewohnheit gemacht, jedesmal wenn ich San Francisco besuche, zumindest einmal über die Golden Gate Bridge zu fahren. Es ist einfach jedesmal ein bewegendes Gefühl, über diese wunderschöne Brücke zu fahren und der Blick vom Golden Gate Park auf die Brücke und die Stadt ist einfach atemberaubend.
Als wir gegen Abend wieder in San Francisco ankommen, halten wir uns nicht lange im Hotel auf, sondern ziehen durch einige der aufregendsten Viertel der Stadt, durch Chinatown, vorbei am Transamerica Pyramid und dem Union Square.
Am nächsten Tag laufen wir von unserem Hotel zum Fisherman's Wharf und Pier 39 und nehmen unterwegs in einem der zahlreichen Starbucks Cafes unser Frühstück ein. Vorbei kommen wir auch an den berühmten Cable Cars, die heute zwar hauptsächlich nur noch der Touristenattraktion dienen, aber dennoch immer wieder nett anzusehen sind.
Von den hügeligen Strassen von San Francisco hat man immer wieder einen schönen Ausblick. Mein Geheimtipp für Besucher, die nur wenig Zeit haben, ist die Kreuzung Chestnut, Ecke Larkin. Von hier hat man sicher einen der schönsten Rundumsichten und man sieht sowohl die Golden Gate Bridge als auch Alcatraz. Wer von dort Richtung Columbus Street läuft bekommt auf dem kurzen Stück (ca. 800 Meter) auch noch Coit Tower, die Cable Cars und die Bay Bridge zu sehen. Eine tolle Aussicht hat man auch vom Telegraph Hill, mit grandiosem Blick auf die Stadt und die Bucht von San Francisco. So lassen wir uns einfach ein wenig durch die Stadt treiben und tauchen am Abend erneut in das Nachtleben von San Francisco ein.
Auch besuchen wir das deutsche Restaurant Schroeder's im Zentrum der Stadt, essen Schnitzel und Sauerbraten und trinken eine Maß. Leider fehlt hier jedoch ein wenig die Atmosphäre, so dass ich den Besuch des Restaurants nicht unbedingt empfehlen kann.
Bevor es Sonntag wieder nach Hause geht, haben wir noch einen Besuch von Alcatraz eingeplant. Mit einem Boot geht es bereits um 10 Uhr auf die Insel, wo jeder Besucher für sich das berühmte ehemalige Gefängnis erkunden kann. Hierzu hört sich jeder die Audio-Tour an, die man in Form eines tragbaren Players mit Köpfhörern zu Verfügung gestellt bekommt und läuft zu den Sehenswürdigkeiten, zu denen man sehr anschaulich etwas erzählt bekommt.
Die 500 Meter lange und bis zu 41 Meter hohe Insel diente früher zunächst als Fort und wurde von 1934 bis 1963 als Hochsicherheitsgefängis genutzt.
Insgesamt 1.576 Häftlinge waren seinerzeit auf Alcatraz inhaftiert, darunter auch einige der berühmtesten Kriminellen der USA (z.B. Al Capone). 36 Gefangene versuchten in den 29 Jahren zu fliehen, aber es gab keinen bekannten erfolgreichen Ausbruch.
Als wir uns wieder auf den Rückweg machen, ist es bereits Mittag. Schnell essen wir noch einen Hot Dog, bevor wir uns auf den Rückweg Richtung Sacramento machen. Nachdem ich Tobi abgesetzt habe, liegen noch ca. 7 Stunden Fahrt vor mir, bevor ich am Abend müde wieder in Irvine ankomme. Hinter mir liegt ein aufregendes Wochenende und 1.200 Meilen (ca. 2.000 Kilometer) Autofahrt.
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